Stärke zeigt sich im Team – nicht im Alleingang.
Familie und Karriere? Geht – mit dem richtigen Team: Tinas Perspektive als langjährige Wirtschaftsprüferin und Partnerin in Assurance.
Tina lebt ihre Karriere mit Herz und Verstand. Seit über 20 Jahren ist sie bei PwC, vom Praktikum bis zur Partnerin. Doch ihr Weg war nicht immer einfach. Mutter von zwei Kindern, Wirtschaftsprüferin, Führungskraft, all das unter einen Hut zu bringen, erfordert Disziplin, Mut und ein starkes Team.
Tina spricht offen über die Herausforderungen, aber auch über die Erfüllung, die sie in ihrem Beruf und in ihrer Familie findet. Sie zeigt, dass Vorurteile, die Frauen in der Wirtschaftsprüfung betreffen, in der Realität oft nicht bestehen. Sie ermutigt andere Frauen, ihre Ziele zu verfolgen, sich nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen, und stets für ihre eigenen Werte einzustehen. Tina verkörpert das, was sie selbst rät: Sei du selbst, stehe für dich ein, und du kannst alles erreichen.
Redaktion: Tina, erzähl uns doch ein bisschen von deinem beruflichen Werdegang. Wie bist du zur Wirtschaftsprüfung gekommen? Tina: Das war eigentlich recht klassisch. Während meines Studiums habe ich ein Pflichtpraktikum bei PwC gemacht, empfohlen von meiner Schwester, die ebenfalls hier arbeitete. Das Praktikum hat mir so gut gefallen, dass ich nach dem Studium geblieben bin. Das Team war großartig, die Mandate anspruchsvoll, und ich wurde von Anfang an voll eingebunden. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sehr mich die großen, anspruchsvollen Mandate begeistert haben und wie ich von den erfahrenen Kollegen lernen konnte.
Du bist also direkt nach dem Studium bei PwC eingestiegen?
Genau, ich habe 2002 bei PwC angefangen und bin immer noch da, so war ehrlicherweise gar nicht mein Plan ;-). Wie viele andere wollte ich PwC als Sprungbrett nutzen, viele verschiedene Unternehmen sehen und dann in die Wirtschaft gehen. So habe ich im Audit angefangen, meinen WP gemacht und bin als Managerin zu CMAAS gewechselt, weil mich das Geschäft um Kapitalmarkttransaktionen reizte. Die Vielfältigkeit und Flexibilität bei PwC ist ein großer Vorteil. Auch die Möglichkeit remote und in Teilzeit zu arbeiten, weil ich so meine beruflichen Verpflichtungen mit meinem Privatleben besser in Einklang bringen kann. Obwohl ich oft auch unterwegs bin, ist es für mich wichtig, in der Nähe meiner Familie zu sein.
Hast du als Frau in der Branche Hindernisse oder Vorurteile erlebt?
Eigentlich habe ich persönlich keine negativen Erfahrungen gemacht, weil ich eine Frau bin. Im Gegenteil, es war immer schön zu sehen, dass ich gefördert und gefordert wurde. Das lag vielleicht auch daran, dass ich in unterschiedlichen Konstellationen immer Vorgesetzte hatte, die an mich geglaubt haben und etwas in mir gesehen haben und zudem auch lange eine Partnerin als Mentorin hatte, was mir gezeigt hat, dass Frauen in Führungspositionen genauso erfolgreich sein können.
Heute versuche ich das weiterzugeben: Ich sehe in vielen Frauen ein enormes Potenzial, aber oft trauen sie sich selbst nicht zu, den nächsten Karriereschritt zu machen. Frauen zweifeln öfter. Es geht also darum, sie zu ermutigen und ihnen die nötige Unterstützung zu geben.
Das soll aber nicht heißen, dass nur Frauen gefördert werden sollten – ich habe genauso viele engagierte junge Männer in meinem Team, die ehrgeizige Ziele haben. Aber ich glaube, dass Frauen sich oft mehr scheuen, Karriere zu machen, weil sie auch andere Pläne im Kopf haben, etwa in Bezug auf Familie. Da braucht es oft noch mehr Ermutigung und Unterstützung. Umso wichtiger sind Vorbilder, die zeigen: Es ist möglich - du kannst das auch.
"Ich sehe in vielen Frauen enormes Potenzial – sie müssen sich nur öfter selbst zutrauen, den nächsten Schritt zu gehen."
Wer ist Tina abseits der Rolle als Partnerin und Wirtschaftsprüferin?
Ich bin ein absoluter Familienmensch und jemand, der die Natur liebt. Wenn ich nicht arbeite, findest du mich meistens draußen – im Wald, in den Bergen oder im Garten. Ich brauche das „Grün“, um abzuschalten, das gibt mir den Ausgleich nach der Arbeit. Wir fahren auch oft nach Schweden, weil es dort so unberührt und ruhig ist, einfach ein Ort, wo nicht viel los ist und ich die Seele baumeln lassen kann.
Für mich sind die kleinen Dinge im Leben entscheidend. Es ist mir wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass nicht materielle Dinge wie teure Luxusreisen entscheidend sind, sondern sich an den kleinen, einfachen Dingen des Lebens zu freuen.
Diese Werte lebe ich auch in meinem Berufsleben. Ich stehe für das ein, was ich für richtig halte, sowohl gegenüber meinen Kunden als auch in meinem persönlichen Umfeld. Ich bleibe mir treu und das gibt mir innere Ruhe und Zufriedenheit.
Du hast zwei Kinder. Magst du uns dazu etwas erzählen? Wie war die Mutterschaft für dich, gerade mit dem Workload? Wie hast du das gemeistert?
Die Anfangszeit war definitiv nicht einfach. Es war ein ständiges Straucheln, die neue Rolle als Mutter mit meiner Karriere zu vereinen, und zu überlegen, wie ich das alles unter einen Hut bekomme. Vor allem, weil ich einen gewissen Anspruch an meine Arbeit und mich selbst habe und oft das Gefühl hatte, nicht mehr allem gerecht zu werden. Ich habe mit 50% Arbeitszeit angefangen, was mir geholfen hat, mich besser zu organisieren und meine neue Rolle zu finden. Aber was ich sehr schnell gemerkt habe, ist: Du brauchst ein starkes Team. Ohne ein verlässliches Team, das dich unterstützt und auch Verantwortung übernimmt, geht es nicht.
Auch wenn ich immer noch gern mittendrin bin, habe ich schnell gelernt, Dinge zu priorisieren, mehr Aufgaben und Verantwortung an mein Team abzugeben, Vertrauen aufzubauen und loszulassen. Natürlich gab es schwierige Momente, aber am Ende hat es funktioniert. Dank eines großartigen Teams und viel Rückhalt.
Du würdest also nicht sagen, dass sich der Beruf als Wirtschaftsprüferin und Muttersein ausschließen?
Ach, überhaupt nicht! Klar, es gibt Phasen, in denen es stressig wird – gerade wenn die Kinder noch sehr klein sind, Deadlines anstehen oder unvorhergesehene Dinge passieren. Aber genau dadurch entwickelt man dieses Talent, ständig mehrere Bälle in der Luft zu halten. Das lernst du sowohl im Job als auch als Mutter.
Es ist auch völlig in Ordnung, zuzugeben, dass es gerade nicht leicht ist oder dass die Situation einfach Mist ist. Dann muss man sich mal Luft machen und kurz durchatmen. Aber am Ende findet man zusammen mit dem Team immer einen Weg. Wenn der Kunde dann noch sagt, dass wir großartige Arbeit geleistet haben, ist das für mich die größte Wertschätzung. Es ist nicht immer einfach, aber es funktioniert, und das ist das Wichtigste.
"Ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen und auch mal loszulassen – das hat mich stärker gemacht."
Zum Abschluss: Welche Ratschläge würdest du jungen Frauen geben, die in die Wirtschaftsprüfung einsteigen wollen und vielleicht auch eine Familie planen?
Mein erster Rat ist, das Wirtschaftsprüferexamen so früh wie möglich zu machen. Es ist deutlich schwieriger, dies später mit Kindern und familiären Verpflichtungen zu vereinbaren. Das erfordert viel Disziplin und Organisation, ist aber machbar.
Entscheidend ist außerdem, sich frühzeitig ein verlässliches Umfeld aufzubauen. Ich selbst habe nach der Geburt meiner Kinder mit einer Teilzeitstelle angefangen und schnell erkannt, wie wichtig Rückhalt und gegenseitiges Vertrauen sind. Kolleginnen, Kollegen und meine Familie haben mir den Rücken freigehalten, sodass ich beides – Beruf und Familie – miteinander vereinbaren konnte.
Letztlich hängt vieles auch vom eigenen Willen ab. Man kann Menschen nicht durch Coaching oder Mentoring in eine bestimmte Richtung drängen, wenn sie selbst nicht bereit sind. Mein Rat ist daher: Sei Du selbst und stehe für das ein, was dir wichtig ist. Kommuniziere klar deine Vorstellungen und Werte, sage offen, was für dich machbar ist und was nicht – und setze dich für dich selbst ein.
Redaktion: Vielen Dank, Tina, für dieses inspirierende Gespräch. Es zeigt, dass es möglich ist, als Frau in der Wirtschaftsprüfung erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein erfülltes Familienleben zu führen.
Tina: Danke, es hat mir Spaß gemacht!